Mittwoch, 20. Januar 2016

Weltumsegler Bobby Schenk legte in Seemoos an

Der „Salzwasserstammtisch“ ist seit vielen Jahren eine feste Einrichtung im Württembergischen Yacht-Club - nur unterbrochen durch den Neubau des Clubhauses in Seemoos im vergangenen Jahr.

Mit dem bekannten deutschen Weltumsegler Bobby Schenk wurde die Serie nun im neuen Clubhaus wieder aufgenommen. WYC-Präsident Dr. Eckart Diesch war am Dienstagabend sichtlich stolz, dass er einerseits den Grand Seigneur der Blauwassersegler im eigenen Club begrüßen konnte und andererseits über 130 Mitglieder gekommen waren, um Schenk anzuhören.

Begonnen hatte Bobby Schenk mit dem Segeln Anfang der 1960er Jahre, als er als Jura-Student im Kino in der Wochenschau einen Beitrag über eine FD-Regatta in Holland gesehen hatte. Diesen Sport wollten Schenk und seine Frau Carla auch ausüben – und kauften sich erst einmal eine sechs Meter lange Kieljolle. Am bayerischen Waginger See lernten sie das Segeln. Schnell waren ihnen das Gewässer und das Boot zu klein, ein „Schiff mit Dach“ sollte es werden. Mit einem Jollenkreuzer ging es auch schon einmal an den Plattensee – das erste Boot dort aus dem Westen! Bald hatten die Schenks eine zehn Meter lange Yacht im Mittelmeer und erweiterten so ihren Aktions- und Sehnsuchts-Radius. „In Ibiza mit einer Flasche Rotwein auf der Hafenmole sitzen“, war damals ihr Traumziel – das bald wieder vom nächsten, einer Weltumsegelung, abgelöst wurde. Schenk, inzwischen Assessor bei einem Münchner Gericht, quittierte den Staatsdienst, ohne nicht vorher mit einem Ministerialdirigenten über seinen Plan gesprochen zu haben. Drei Jahre später stellte ihn der wieder ein, als Staatsanwalt.

Die Erlebnisse in einem Hurrican brachten Schenk zur schreibenden Zunft. Seine Berichte und Bücher wurden von Seglern regelrecht verschlungen. Nebenher beschäftigte sich Schenk mit der Navigation auf See. Für den ersten programmierbaren Taschenrechner entwickelte er ein Programm, mit dem der Standort aus dem Messwert eines Sextanten einfach bestimmt werden konnte – ohne die bis dahin nötigen dicken Tabellenwerke. Bücher, Vorträge, die Einnahmen aus dem Navigationsprogramm – die Schenks waren eine der ersten, die vom Segeln in Deutschland leben konnten, neben der Juristerei. „Königlich bayerischer Amtsrichter war mein Beruf“, blickte Schenk auf die nächste Etappe zurück. Denn zwei weitere Weltumsegelungen folgten, einmal mit einem 15 Meter langen Stahlschiff, dann auf einem Katamaran.

„Der Kauf einer Yacht ist eine Herzensangelegenheit“, deutete Schenk an, dass es nicht die eine ideale Yacht für solche Vorhaben gebe. Bobby Schenk hat wie kein Zweiter gelebte Abenteuerlust mit dem sicheren Beamtendasein verknüpfen können. Heute, im Alter von 76 Jahren und nach einem halben Jahrhundert Segelerfahrung auf allen Weltmeeren, empfahl er seinem aufmerksamen Publikum: „Nicht zu weit voraus planen, immer für eine Wendung offen sein!“ Wie sie das nun persönlich umsetzen, können die Segler bis zum nächsten WYC-Salzwasserstammtisch am 16. Februar überlegen, wenn Walter Senzel über seine Törns rund ums Mittelmeer berichten wird.
Bericht: Oswald Freivogel, WYC.
Bobby Schenk (links), dreifacher Weltumsegler, referierte beim WYC-Salzwasserstammtisch im bis auf den letzten Platz besetzten neuen Clubhaus in Seemoos über sein Seglerleben. WYC-Präsident Ekke Diesch, selbst auch Weltumsegler, bedankte sich bei Schenk mit einer Grundausstattung des Clubs: Shirt und Weste mit dem WYC-Logo, das Jubiläumsbuch und ein Karton herzoglich-württembergischer Wein.
neues Clubhaus in Seemoos